Mir war in den 80er Jahren schon des öfteren aufgefallen, dass sehr viel Obst nicht geerntet wurde, vom Baum fiel
und verfaulte. Zum einen tat es mir um die schönen Äpfel leid, zum anderen sah ich darin auch eine nicht zu
unterschätzende Einnahmequelle.

Als dann 1986 wieder eine gute Apfelernte ins Haus stand, brachte ich meinen
„Sammel-Vorschlag" im Pfarrgemeinderat Mönchberg, dessen Vorsitzender ich in diesem Jahr geworden war, vor und fand hier die erhoffte
Resonanz. Wir waren damals in einer regelrechten Aufbruchsstimmung und hatten uns viele Projekte vorgenommen,
die aber natürlich auch viel Geld kosteten wie z.B. die geplante Renovierung unseres Pfarrheimes. Da mit den Äpfeln
das Geld im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße lag und nur aufgehoben zu werden
brauchte, fand mein Vorschlag allgemeine Zustimmung und wir gingen ans Werk. Es fanden sich gleich Mithelfer, wobei die wichtigste
Person von Anfang an bis heute Hermine Miltenberger war, die sich zusammen mit ihrem Mann Walter hervorragend
in der Mönchberger Flur auskannte und auch wusste, wo die angebotenen Apfelbäume standen. Zudem war sie damals Stammesleiterin der Mönchberger Pfadfinder und aktivierte auch hier die verschiedenen Gruppen zur Mithilfe.
Als ehemalige Landwirte besaßen sie auch einen Traktor mit Anhänger, so dass der Transport der Äpfel von den
Feldern zur Annahmestelle im benachbarten Schmachtenberg gesichert war. Der Anfang konnte also gemacht werden!

Die Mönchberger Bevölkerung griff unser Projekt auf und bot uns schon recht viele Bäume zum Abernten an. Ein
Vorkommando schüttelte die Bäume, dann wurden sie von den Helfern, die aus jeder Altersgruppe von den Kinder
bis zu den Rentnern kamen, zusammengelesen, in Säcke gefüllt und auf die Anhänger verladen. Abgabeort war, wie
gesagt, das benachbarte Schmachtenberg, wo wir bald als die „äpfelsammelnden Pfadfinder" bekannt waren, auch
wenn dies in den Folgejahren nicht mehr so ganz stimmte. Dies hatte aber auch öfters
Vorteile, wenn uns z.B. Sonderabgabetermine eingeräumt wurden.
Waren diese Aktionen zunächst nur für samstags geplant, so stellte sich bald heraus, dass
doch für die reiche Fülle mehr Tage benötigt wurden, und so wurde auch an anderen
Werktagen nachmittags und später auch ganztags gesammelt. Krönender Abschluss und auch
Abrechnung war an jedem Sammeltag bei Hermine zu Hause, die schon immer für Kaffee und Kuchen, aber auch für Äppelwoi und Bier vorgesorgt hatte. Die Ergebnisse wurden hier
in geselliger Runde besprochen und säuberlich notiert, wobei dann auch schon die nächsten Sammeltage und –orte
geplant wurden. Diese gemütlichen Abschlussrunden haben übrigens bis zum heutigen Tag Bestand und so
mancher, der nicht mitwirken konnte, erscheint trotzdem, um sich in diesem Kreis über das Ergebnis zu informieren
und diese Gesellschaft zu genießen.

In diesem 1.Sammeljahr kam die Summe von 3.127,00 DM zusammen und wir waren auf dieses Ergebnis alle sehr
stolz und beschlossen, im nächsten Jahr weiter zu machen.
In diesem Jahr 1987 machte uns allerdings eine absolute Missernte einen Strich durch die Rechnung (-wie später
nur noch einmal im Jahr 1991-) und wir hatten überhaupt keinen Einsatz!
In den folgenden Jahren gab es, wie es auch das Diagramm zeigt, durchschnittliche, schwächere, aber auch sehr
starke Sammel-Ergebnisse. Bisherige Rekordjahre waren die Jahre 2000 mit 1848 gesammelten Zentnern und 2006
mit erlösten 7.400,00 €. Das Anfangsergebnis von 1986 wurde bis auf einmal immer überboten, was aber auch daher
kam, dass die Mönchberger immer mehr Obstbäume für diesen guten Zweck zum Abernten anboten. So konnten in
den 25 Jahren seit Beginn dieser Aktion
96.865,00 € erarbeitet werden, die in jedem Fall der
Kirchenstiftung Mönchberg zugute kommen und wesentliche Beiträge zum Pfarrheimbau sowie zur Innen- und Außenrenovierung der Pfarrkirche leisteten.

Bemerkenswert ist hierbei noch, dass alle Unkosten z.B. für Verpflegung, Säcke usw. nicht aus den
Sammeleinkünften, sondern von Spendern getragen wurden. So hat es sich mittlerweile eingebürgert, dass örtliche
Getränkevertriebe, Bäckereien, Metzgereien und auch Privatpersonen die Verpflegung spenden, was dankbar
angenommen wird.
Dass in Mönchberg eifrig Äpfel gesammelt werden, dass hierbei immer auf Qualität geachtet wird und dass auch
Sonderwünsche in Bezug auf bestimmte Apfelsorten erfüllt werden, hat sich mittlerweile herumgesprochen. So hat
sich das Einzugsgebiet unserer Abnehmer bis nach Frankfurt ausgedehnt und es werden sogar schon
Apfelweinsorten wie z.B. „1997er Mönchberger Pfarrapfel" oder „1997er Mönchberger Lage mit echtem
Speierling" recht gut von dem dortigen Kelterhof verkauft. Weitere Abnehmer aus nah und fern haben dazu geführt, dass
mittlerweile nahezu die ganze Ernte an feste Abnehmer abgegeben wird, die sie entweder selbst abholen oder zu
denen sie von uns gefahren wird. Dass sich durch diesen Service natürlich auch höhere Preise erzielen lassen,
versteht sich von selbst.

Die Zahl der Helfer ist auch hier einem stetigen Wandel unterworfen. Ein „harter Kern" ist noch aus den
Anfangsjahren dabei. Die Kinder sind älter geworden und anderweitig engagiert und neue junge Leute sind nicht so
sehr dazu gekommen. Ältere Helfer sind aus gesundheitlichen Gründen aus dem „aktiven Dienst" ausgeschieden
und leider ist auch eine doch schon erhebliche Anzahl für immer von uns gegangen. Viele neue, vor allem
Jungrentner, aber auch neu zugezogene Menschen haben sich uns angeschlossen und freuen sich an der kleinen,
aber verschworenen Gemeinschaft, in der das, was einer im Berufsleben war oder noch ist, keine Rolle spielt, und
fühlen sich wohl in ihr. So ist der zwischenmenschliche Wert dieser Gruppierung nicht hoch genug einzuschätzen
und er steht dem finanziellen Aspekt mindestens ebenbürtig gegenüber. Unsere „Nesthäkchen" sind übrigens im
Moment bei den Männern 53 Jahre und bei den Frauen gar 62 Jahre alt.

Neben den abendlichen Treffen an Sammeltagen haben wir noch weitere feste
Versammlungstermine, wo wir uns gemütlich zum Feiern zusammensetzen und die Zeit bei Anekdoten, selbstverfassten Gedichten, Gesang mit
Schifferklavierbegleitung, aber auch bei ausreichend Speis und Trank vergehen lassen. So mancher ist hier schon
als einfacher Rentner hingegangen und als hochgeehrter Apfelkönig heimgekommen. Solche Termine sind z.B.
Kerb, Fasching, Christi Himmelfahrt und auch das obligatorische Pfarrfest, bei dem auch schon mal ein
gesanglicher Auftritt vor allen Leuten gewagt wird. Diese Treffen sind meist im
Pfarrheim, aber auch in anderen Gaststätten. Bei einer solchen Gelegenheit wurde um der Gaudi willen im November 1994 der „Öpplsammlerverein"
gegründet, bei dem jeder der Anwesenden irgendeinen Posten verpasst bekam, was dann auch für viel Gelächter
und gute Stimmung sorgte.

Bei diesem guten Zusammenhalt ist es natürlich selbstverständlich, dass bei „runden" Geburtstagen von
Äpfelsammlern die restlichen Mitglieder ihre Aufwartung machen und mit von Hermine Miltenberger selbstverfassten
Gedichten und umgedichteten Liedern das Geburtstagskind erfreuen.
Es ließen sich jetzt sicher noch einige Anekdoten oder Begebenheiten erzählen. Dies würde aber zu weit führen. Ich
hoffe aber, dass der Geist, der in dieser kleinen Gruppe von Menschen herrscht, sich gezeigt hat und dass man
erkennen konnte, dass diese Aktivitäten im sozialen Bereich nicht nur der Kirche zugute kommen, sondern zu einem
nicht unwesentlichen Teil auch die Teilnehmer bereichert haben und dies immer noch tun.
Burkard Bösel